Illegale Notenkopien in der Katholischen Kirche - Großer wirtschaftlicher Schaden für Komponisten, Textdichter und Musikverlage

14.08.2013

Illegales Kopieren von Noten ist in katholischen Kirchen offenbar gängige Praxis. Nach Auswertung einer repräsentativen Erhebung, an der in den Jahren 2011/2012 872 katholische Gemeinden teilgenommen haben, musste die VG Musikedition feststellen, dass innerhalb der katholischen Kirche pro Jahr mehr als 700.000 Kopien von urheberrechtlich geschützten Chor- und zum Teil auch Instrumentalwerken illegal – also ohne Genehmigung der Rechteinhaber – hergestellt werden. Dies entspricht einem jährlichen wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Autoren und Verlage in Millionenhöhe.

Zudem handelt es sich bei den mehr als 700.000 Kopien von Chorwerken nur um die „Spitze des Eisbergs“, da nur die Kopien erfasst wurden, die aus Unkenntnis der Rechtslage übermittelt wurden. „Dies wiederum bedeutet“, so Christian Krauß, Geschäftsführer der VG Musikedition, „dass der hieraus resultierende wirtschaftliche Schaden für Komponisten, Textdichter und deren Chorverlage – zurückhaltend geschätzt – pro Jahr im niedrigen bis mittleren siebenstelligen Euro-Bereich liegt.“ Neben den finanziellen Verlusten, so Krauß weiter, gefährde das weit verbreitete illegale Kopieren von Chornoten aber auch die Vielfalt des kirchenmusikalischen Musizierens, da es für viele Verlage heute kaum noch rentabel sei, Chorwerke zu publizieren. Dr. Heinz Stroh, Geschäftsführer des Deutschen Musikverleger-Verbandes dazu: „Schon jetzt müssen wir leider feststellen, dass sich einzelne Verlage aus dem kirchenmusikalischen Bereich zurückgezogen haben, andere kämpfen um ihre Existenz.“

Der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) teilte der VG Musikedition mit, dass er aufgrund der dezentralen kirchlichen Strukturen und der rechtlichen Selbständigkeit der Gemeinden keine effektiven Maßnahmen zur Vermeidung der Urheberrechtsverstöße ergreifen könne, da die Verletzungen des geltenden Rechts durch die Gemeinden und Kirchenmusiker vor Ort erfolgten. Dazu Prof. Dr. Enjott Schneider, Präsident des Deutschen Komponistenverbandes: „Es ist bedauerlich, dass die Verantwortungsträger in der katholischen Kirche offensichtlich nicht dazu bereit sind, ernsthaft eine für Komponisten und Textdichter unhaltbare Situation zu verändern.“

VG Musikedition, Deutscher Komponistenverband und Deutscher Musikverleger-Verband prüfen nun gemeinsam mit ihren Mitgliedern, welche Maßnahmen geeignet sind, um in Zukunft Verstöße gegen das Kopierverbot von Chornoten zu verhindern, und wie mit den aktuellen Rechtsverletzungen umzugehen ist.


Information:

Die VG Musikedition nimmt unter anderem zahlreiche grafische Vervielfältigungsrechte, Abdruckrechte sowie die Rechte an Wissenschaftlichen Ausgaben und Erstausgaben für Musikverlage, Komponisten, Textdichter und musikwissenschaftliche Herausgeber wahr.

Der Deutsche Musikverleger-Verband ist als Interessenvertretung ein Zusammenschluss von Musikverlagen aus dem gesamten Bundesgebiet. Mit über 400 Musikverlagen erreicht der Verband einen Organisationsgrad von ca. 90% der in der Bundesrepublik Deutschland tätigen Musikverlage.

Der Deutsche Komponistenverband vertritt als Berufsverband in Deutschland lebende Komponistinnen und Komponisten gegenüber der Politik und der Wirtschaft. Ein gewichtiger Schwerpunkt dabei ist die Festigung und Weiterentwicklung des Urheberrechts auf nationaler und internationaler Ebene. Im DKV sind ca. 1.200 Komponistinnen und Komponisten aller Genres und Sparten organisiert.